Mein Weg zum Steuerberater
Dr. Mario Gutowski stellt in diesem Interview seinen persönlichen Karriereweg vor, spricht über Herausforderungen während seiner Ausbildung und über aktuelle Entwicklungen im Berufsbild.
1. Beruflicher Werdegang:
Was hast du studiert und was hat dich dazu inspiriert, Steuerberater zu werden?
„Während der Schulzeit habe ich für mich gemerkt, dass mir der Umgang mit Zahlen sehr liegt. Ich wusste auch, dass es mir gleichzeitig Spaß macht und einen höheren Lernerfolg bringt, wenn ich Theorie und Praxis direkt miteinander verknüpfen kann. Ich entschied mich dazu eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten in einer Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Bremerhaven, in der Nähe meiner Heimat, zu absolvieren. Hier hatte ich die Möglichkeit mein mathematisches Verständnis zum ersten mal nutzenbringend einzusetzen, um Probleme mit Praxisbezug zu lösen. Kaufmännische Fähigkeiten konnte ich mir – früher in der Schule – noch nicht aneignen. Umso mehr interessierte ich mich für das in der Ausbildung gelernte.“
Kannst du uns etwas über deinen beruflichen Werdegang erzählen und wie du zu deiner aktuellen Position gekommen bist?
„Nach meiner Ausbildung zog ich nach Oldenburg und studierte Betriebswirtschaftslehre mit juristischem Schwerpunkt als Bachelor- sowie Wirtschafts- und Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Auditing, Finance, Taxation als Master-Studiengang. Da mir der Praxisbezug weiterhin wichtig erschien – und ich schon während meiner Ausbildung für mich erkannte, dass ich im Umfeld der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung arbeiten möchte – arbeitete ich neben dem Studium als wissenschaftliche Hilfskraft an der Carl von Ossietzky-Universität und später, als Prüfungsassistent in der Wirtschaftsprüfung. Vom damaligen Lehrstuhlinhaber des Instituts für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht sowie Informationsrecht, Herrn Prof. Dr. Prof. h.c. Jürgen Taeger wurde ich zu einer Promotion im Schnittstellenbereich zwischen Recht und Wirtschaft ermutigt, die ich als externer Doktorand im vergangenen Jahr abschließen konnte. Zugleich bereitete ich mich auf das Steuerberater-Examen vor; seit Februar dieses Jahres bin ich nun endlich Berufsträger und freue mich auf neue interessante Tätigkeiten und Herausforderungen, mit denen ich im Berufsalltag konfrontiert werde.“
2. Ausbildung und Prüfung:
Wie hast du dich auf die Steuerberaterprüfung vorbereitet und welche Herausforderungen hast du dabei gemeistert?
„Es gibt mittlerweile zahlreiche Anbieter für Vorbereitungskurse für das Steuerberater-Examen. Alle Kurse, die mir bekannt waren, haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Weil zu Beginn meines Vorbereitungskurses mein Promotionsvorhaben noch nicht abgeschlossen war, war ich auf eine flexible Form der Vorbereitung auf das Steuerberater-Examen angewiesen. Ich entschied mich zu einen 17-Wochen-Kurs beim WLW, an dem ich online teilnehmen konnte. Tage, an denen ich verhindert war, konnte ich später nachholen, da mir Aufzeichnungen zur Verfügung standen.“
Was waren die größten Herausforderungen während deiner Ausbildung und wie hast du diese überwunden?
„Auf den „Hauptkurs“ folgte ein Intensivkurs, in dem die wesentlichen Themen in komprimierter Form wiederholt worden sind und ein Klausurenkurs beim selben Anbieter. Nur aufgrund der Vorerfahrungen im Bereich der Steuerberatung war mir möglich mich mit der enormen Fülle an Theorie angemessen auseinandersetzen zu können.“
Berufserfahrung und Spezialisierung:
Gibt es bestimmte Bereiche der Steuerberatung, auf die du dich spezialisiert hast oder die dich besonders interessieren?
Welche Erfahrungen aus deiner bisherigen Karriere haben dich besonders geprägt?
„Ich arbeite in einer Abteilung, in der ich im Schwerpunkt im Bereich der Wirtschaftsprüfung tätig bin. Daneben erstelle ich Steuererklärungen, wie Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuererklärungen insbesondere für KMU. Mein Aufgabenbereich ist also weitgefasst. Zwar betreue ich insbesondere Bauunternehmen. Durch das vielfältige Aufgabenspektrum und den unterschiedlichen Typen an Persönlichkeiten bleibt es aber stets spannend.“
3. Arbeit bei der Treuhand Weser-Ems
Was schätzt du besonders an deiner Arbeit bei der Treuhand Weser-Ems?
„Ich habe einmal gelesen, dass der Job in etwa so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie Essen, Trinken, Haushalt und Reisen zusammen. Als besonders bedeutsam sehe ich es an, dass man nicht nur allein aufgrund monetärer Erwägungen einer Beschäftigung nachgeht. Natürlich gibt es Tage, an denen man weniger gern arbeiten geht als an anderen. Die Treuhand ist aber etwas Besonderes.“
Wie unterscheidet sich die Arbeit hier von anderen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften?
„Schon zu Beginn meiner Tätigkeit – neben dem Studium – konnte ich feststellen, wie herzlich und hilfsbereit alle sind. Kolleginnen und Kollegen nehmen sich die Zeit auch komplexe, langwierige Prozesse, teilweise mit Begeisterung zu erklären. Hier arbeiten Menschen, die sich für die Themen rund um das Steuerrecht begeistern, wahrliche Steuer-Nerds.“
4. Zukunftsperspektiven
Welche Ziele hast du für deine Zukunft als Steuerberater?
„Im Herbst beginnt mein Vorbereitungskurs für das Wirtschaftsprüfungsexamen. Hier kann ich mein Wissen – über den steuerrechtlichen Horizont hinaus – dahingehend vertiefen, dass mein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und rechtliche Rahmenbedingungen noch einmal vertieft wird und ich Module im Umfeld der Disziplinen des Wirtschaftsrechts, der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie dem Prüfungswesen belege. Besonders interessant finde ich auch den Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung, der voraussichtlich immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.“
Wie siehst du die Entwicklung der Steuerberatung in den nächsten Jahren?
„Was den Bereich der Steuerberatung angeht, gehe ich davon aus, dass die Beratungsaspekte mehr an Bedeutung gewinnen werden und technische Prozesse – die Routinearbeit – erfreulicherweise zurückgehen wird. Schon seit Beginn meiner Ausbildung hat sich technisch viel in der Praxis geändert. Viele Prozesse laufen mittlerweile automatisiert. In der Treuhand nutzen wir schon jetzt speziell entwickelte Bots, die uns einfache Arbeiten abnehmen werden.“
5. Tipps für zukünftige Mitarbeitende
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind deiner Meinung nach wichtig für jemanden, der in der Steuerberatung arbeiten möchte?
„Der immer komplexer werdende steuerrechtliche Regelungsrahmen macht es erforderlich, dass mehr als nur ein theoretisches Verständnis im Umfeld der Steuerberatung erforderlich ist. Die Fähigkeit, komplexe Probleme zu analysieren und Lösungen zu entwickelt, bleibt – trotz technischen Fortschritts, für die Steuerberatung unerlässlich. Kreative und effektive Problemlösungsfähigkeiten, um individuelle steuerliche Herausforderungen zu meistern, werden ebenso notwendig bleiben. Um Steuerberaterin oder Steuerberater zu werden ist es nicht notwendig ein Mathe-Crack zu sein. Ein Interesse an Zahlen ist aber wünschenswert, ebenso die Fähigkeit zu analytischem Denken.“
Hast du Tipps für junge Menschen, die eine Karriere in der Steuerberatung anstreben?
„Mittlerweile gibt es vielfältige Möglichkeiten, um Steuerberaterin oder Steuerberater zu werden, wie bspw. ein duales oder sogar triales Studium, bei dem man eine Ausbildung mit einem steuerrechtlichen Studium verknüpft und nach einer anschließenden Praxisphase das Examen absolvieren darf. Diejenigen, die für sich noch nicht festgestellt haben, welcher Tätigkeitsbereich für sie der richtige ist, können auch nach einem allgemeinen wirtschafts- oder rechtswissenschaftlichen Studium und einer zwei- bis dreijährigen Praxiszeit das Examen belegen. Möglich ist es sogar vollständig auf ein Studium zu verzichten: Steuerfachangestellte dürfen nach einer längeren Praxisphase ebenfalls am anspruchsvollen Examen teilnehmen, um anschließend als Steuerberaterin oder Steuerberater zu arbeiten. Keiner der genannten Wege ist der „beste Weg“; die flexible Möglichkeit Berufsträger zu werden ist so aber für unterschiedliche Lerntypen möglich.“