Holger Kruse „Vor dem Finale“
Ausstellung im Kunstfoyer vom 6. Juli bis 18. August 2006
Holger Kruse „Vor dem Finale“
Ausstellung im Kunstfoyer vom 6. Juli bis 18. August 2006
Holger Kruse ist bekennender Kicker. Er lief lange für verschiedene Oldenburger Fußballvereine auf. Als Sportfotograf bei der Nordwest-Zeitung war er teilnehmender Beobachter der Fußballspiele im Stadion. Und konsequenterweise drehen sich auch seine künstlerischen Arbeiten rund um das Leder – besser, um eine kleine Welt, die sich im Spiel mit und um den Ball öffnet. Denn ihn interessieren nicht die organisierten Massenspektakel. Holger Kruse erschließt über Fußball ein Stück Kinderkultur. Er sieht dem Nachwuchs am Ball zu, den Helden, Siegern und Verlierern auf Spielplätzen und Straßen. Seine Bilder lassen etwas vom Ernst des Spiels ahnen, mit dem die Akteure die Erwachsenenwelt und ihre Regeln einüben. Da zeugen erdverschmierte Jungenknie vom kompromisslosen Einsatz, treten Torwarte in unbekümmert-dramatischen Gesten gegen Treffer an, posieren sich Zehn-, Zwölfjährige im Kreuzberger Straßenmilieu mit dem Fußball unterm Arm in das Image der Erwachsenenwelt hinein. Solche Bilddokumente sind vom klassischen „human interest“ getragen und weisen über den Augenblick hinaus.
Der gebürtige Oldenburger, der heute in Berlin zu Hause ist, bringt seinen bildjournalistischen Ansatz gern in einen Dialog mit der Kunst. Dann erarbeitet er etwa faszinierende Bewegungsstudien mit Nachwuchskickern im Fotostudio oder macht aus einer ballübersäten Wiese ein impressionistisches Kunstwerk.
Seine Fotografien sind nicht für unterkühlte Galeriepräsentationen gedacht. Kruse sieht sie im gesellschaftlichen Kontext und wenn er sie präsentiert, gibt er ihnen mit großen Installationen oder kleinen inszenatorischen Zutaten einen passenden Rahmen. So klebt er sie ungerahmt einmal scheinbar achtlos an Wände, klemmt sie an Drahtzäune oder in ein Fußballnetz, stellt ganz kleinformatige Abzüge zu einem Leporello zusammen.