Stephanie Stellmann „Die Gunst des Augenblicks“
Ausstellung im Kunstfoyer vom 24. November 2011 bis 6. Januar 2012
Stephanie Stellmann widmet sich als Bildhauerin gern dem Miniaturformat. In ihren Bronzeplastiken fragt sie danach, wie sich Persönlichkeit, eine innere Haltung, im Äußeren ausdrückt. So formuliert sie oft Figuren, die zur Ruhe gekommen, ganz bei sich zu sein scheinen: eine Frau im hohen Lehnstuhl ganz dem Augenblick hingegeben; ein Mädchen, das im Knien seine überlangen Zöpfe nach unten baumeln lässt, eine liegende Kuh in berührender Kreatürlichkeit, ein posierender Hund.
Fast spielerisch wirken solche Momentaufnahmen, die nie bis ins Detail ausformuliert sind. Aufgebaut aus Wachsplatten, dokumentieren sie den Prozess ihrer Entstehung. Harte Linien und Kanten, Tropfen, weiche Verläufe des flüssigen Wachses, roh aufgebrachte Streifen, graphische Spuren im Material gehören zu ihrer Handschrift des Abstrahierens. Die gebrochenen Oberflächen leben auch von bewegten Licht- und Schatteneffekten. Es gehe ihr nicht um genaues Abbilden, sondern um ein Lebensgefühl sagt die Künstlerin, die in Oldenburg geboren wurde und ihr Studium der Bildhauerei in Bremen absolvierte, zuletzt als Meisterschülerin von Professor Bernd Altenstein. Was sie an Typen, Szenen und Bewegungen interessiert, hält sie in Skizzen fest, nach denen die dreidimensionalen Arbeiten entstehen. Immer wieder formuliert sie aber auch frei aus der Phantasie oder nach literarischer Anregung. So etwa die Gruppe mit zwei Königen und einem Esel – poetisch-skurrile Anspielung auf eine Episode in Nietzsches „Zarathustra“. Unverzichtbares und ergänzendes Ausdrucksmittel für das Vorantreiben ihrer Themen und Fragestellungen sind für die Künstlerin ihre Holzschnitte, einprägsam in ihrer stilisierten Figürlichkeit, mit markanten Umrisslinien und großzügiger Flächigkeit. Tiere als Charaktertypen haben auch hier eine tragende Rolle.
Wenn es zutrifft, dass der Mensch immer auch über sein Verhältnis zum Tier definiert werden kann, dann ist Stellmanns Werk ein fundierter Beitrag zur Frage nach unserem Selbstverständnis.
I. Rippel-Manß