Tine Holterhoff „Angehalten“
Ausstellung im Kunstfoyer vom 20. Januar bis 4. März 2011
Tine Holterhoff richtet das Objektiv beim Fotografieren gern nach oben. Sie interessiert sich für Motive, die unsere Wahrnehmungsroutine auf die Probe stellen. Bunte Riesenrad-Gondeln zum Beispiel, aus der Untersicht in die Nachtschwärze fotografiert, besetzen wie ein technisch-futuristisches Ornament die Bildfläche. Die gerundeten Betonbrüstungen eines spanischen Appartementhauses werden zur geometrischen Offensive, die Sessel eines Kettenkarussells zur Studie über die Schwerelosigkeit. Bildfüllende Fassaden – vom anonymen Wohnturm bis zum kleinen Werkstatt-Kubus – verlieren im Blick der Fotografin ihre Funktionalität. Ihre Studien verzichten auf das Narrative. Sie plädieren für die Abstraktion und für die ästhetische Verdichtung von Wirklichkeit durch Fotografie.
Sie wolle das Schöne zum Vorschein bringen, auch wenn es sich bisweilen erst auf den zweiten Blick zeige, sagt die Künstlerin, die in Cloppenburg geboren und seit ihrem Studium in der Fotoszene von Köln zu Hause ist. Frühmorgens oder sonntags, wenn die Gebäude noch „außer Betrieb“ sind, ist sie gern mit der Kamera unterwegs. Nicht auf der Suche nach Motiven, sondern nach Umsetzungsmöglichkeiten für ihre Bildideen. Eine wichtige Rolle spielt dabei neben Farben und Flächen die Wahl der Ausschnitte. Durch das Betonen und Herauslösen von Dingen aus dem Zusammenhang des Gesehenen entstehen ganz eigene Schöpfungen. Die Ordnung der Dinge relativiert sich, und ebenso ihre Gegenständlichkeit. Doch geben ihre Fotografien – etliche Serien entstehen bei Auslandsreisen – auch Zeitgeist frei und ermuntern den Betrachter zu Assoziationen. Spuren der Verwitterung und Abnutzung verweisen auf Vergänglichkeit, die Jahrmarkt-Motive mobilisieren auch Erinnerungen an Kindheitsvergnügen. Und wenn das serielle Gefüge farbiger Hausfassaden durch vereinzelt geöffnete Fenster oder zugezogenen Sonnenschutz gestört wird, lesen wir das nicht ungern auch als Hinweis auf die Kraft der Individualität.